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Diagnosen

Zwangshandlungen

Zwangshandlungen und Zwangsgedanken sind Symptome von Zwangserkrankungen. Zwangserkrankungen können durch ein hohes Ausmaß an Zwangshandlungen wie z.B. Kontrollzwängen charakterisiert sein oder auch durch ein Übermaß an Gedanken, die sich nicht sinnvoll steuern lassen.

Was ist eine Zwangserkrankung?

Hand aufs Herz, haben Sie auch schon einmal überprüft, ob die Tür wirklich abgeschlossen ist, der Wasserhahn ordentlich zugedreht oder die Zugfahrkarte sich weiterhin in Ihrer Manteltasche befindet? Vielleicht haben Sie nur einmal kontrolliert oder zweimal. Jemand mit einem Kontrollzwang kann solche Dinge viel, viel öfter überprüfen. Bis das Kontrollieren schlimmer wird als alle offenen Türen, tropfenden Hähne und vergessenen Fahrkarten.

Mehr als 1,5 Millionen Menschen in Deutschland sind von einer Zwangserkrankung betroffen. Dabei handelt es sich um eine chronische Erkrankung. Ausgeprägte Zwangserkrankungen nehmen den größten Teil des Alltags des Betroffenen in Anspruch und beeinträchtigen dessen Tagesablauf in erheblichem Maße. So kann ein unter einer Zwangserkrankung leidender Mensch möglicherweise keinem geregelten Berufsleben mehr nachgehen bzw. hat kaum noch Zeit mehr für Hobbys, Freunde und Familie, da sein ganzes Leben mehr und mehr von den Zwängen bestimmt wird. Als Folge droht die soziale Isolation, wodurch sich die Zwänge noch verstärken.

Was sind Zwangshandlungen?

Eine Zwangserkrankung äußert sich in Zwangsstörungen, die sowohl Zwangshandlungen als auch Zwangsgedanken umfassen können. Drei Viertel aller an Zwangsstörungen Erkrankten leiden sowohl unter Zwangshandlungen als auch unter Zwangsgedanken. Eine Zwangshandlung ist oft die willkürliche Reaktion auf einen Zwangsgedanken, wird somit aufgrund dieses Zwangsgedankens ausgeführt.

Zwangshandlungen sind Handlungen, die zunächst im Kopf des Patienten ablaufen und dann in ein ritualisiertes, sich wiederholendes Verhalten umgesetzt werden. Der Betroffene ist sich der Absurdität und Unangemessenheit seines Verhaltens generell durchaus bewusst, weiß er doch zumindest prinzipiell um die Sinnlosigkeit und Ineffektivität seiner Handlungen und versucht, spätestens wenn ein kritisches Ausmaß der Wiederholungen erreicht ist, dagegen anzukämpfen. Dennoch gelingt es dem Patienten nicht, die Zwangshandlungen zu unterdrücken.

Wenn der Betroffene dem Zwang nicht nachgibt, können Angstgefühle und Anspannung in beängstigendem Maße zunehmen bis hin zu vollständigen Panikattacken. Um diesem Ansturm von Angst und Aufregung gegenzusteuern und die Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen, fallen viele rasch in ihr altes Verhalten zurück und gehen den Zwangshandlungen erneut nach, wodurch die Anspannung wieder etwas nachlässt. Aber eben nur kurz bis der nächste Impuls zur Handlung kommt. Insofern bringt die Ausführung immer nur kurzfristig eine gewisse Erleichterung, langfristig gesehen nimmt die psychische Belastung zu.

Was ist der Hintergrund von Zwangshandlungen?

Viele Zwangshandlungen, also sich immer wiederholende stereotyp ausgeführte Tätigkeiten, werden aufgrund diffuser Angstgefühle ausgeführt. So spielt die Furcht, ein eigentlich unwahrscheinliches Ereignis könne dem Patienten schaden oder er könne selbst auf irgendeine Art und Weise Unheil anrichten, eine große Rolle. Durch Zwangshandlungen versucht der Patient, Ängste, traumatische Erlebnisse oder zwischenmenschliche Konflikte zu bewältigen. So kann auch eine Auseinandersetzung mit den Problemen des täglichen Lebens mit dieser Symptomatik vermieden werden.

Welche Arten von Zwangshandlungen gibt es?

Es gibt verschiedene Bereiche mehr oder weniger stark ausgeprägter Zwangshandlungen. Etwa 50 Prozent aller Erkrankten leiden parallel unter mehreren Zwangshandlungen. Zu den häufigsten Zwängen gehören Waschzwang, Kontrollzwang und Putzzwang. So duschen die Patienten stundenlang oder waschen sich 30-40 mal täglich die Hände mit einem bestimmten Ritual, vergewissern sich zigfach, ob sie den Herd ausgeschaltet, Fenster und Türen geschlossen haben, oder putzen stundenlang die Wohnung und tragen ständig Handschuhe aus Angst vor Bakterien.

Auch der Zählzwang, der Ordnungszwang und der Wiederholungszwang zählen zu den weit verbreiteten Zwängen. Die Patienten sehen sich ständig gezwungen, bestimmte Dinge zu zählen, sortieren Gegenstände immer wieder auf die gleiche Art und Weise oder führen bestimmte Handlungen wiederholt aus.

Zu Zwangshandlungen im weiteren Sinne, die nicht unter die Diagnose einer Zwangsstörung fallen, zählen auch Ticks wie Dinge anzutippen oder sich selbst die Haare auszureißen (Trichotillomanie). Zwänge gehören zu den „Störungen der Impulskontrolle“ und haben eine Nähe zu Suchterkrankungen und Essstörungen.

Was sind die Folgen von Zwangshandlungen?

Zwangshandlungen werden mit der Zeit zu einem immer exzessiver werdenden Zwangsritual, das der Patient immer wieder auf die genau gleiche Art und Weise mit der gleichen Häufigkeit ausführen muss. Die Zeit, die mit den Zwängen verbracht wird, nimmt in der Regel zu. Häufig führen solcherlei Handlungen auch zu körperlichen Beeinträchtigungen wie Ekzemen an den Händen durch zu häufiges Händewaschen, Lungenprobleme durch Chemikalien, mit denen geputzt wird, oder Rückerschmerzen durch übermäßiges Putzen in Verbindung mit Hebetätigkeiten zu beobachten. Die psychische Belastung der Betroffenen Belastung wächst, mitunter hegen an einer Zwangserkrankte bei Zuspitzung der Situation Suizidgedanken. Betroffene sind unterdurchschnittlich oft verheiratet oder in einer Partnerschaft gebunden.

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