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Diagnosen

Depression – depressive Episode

Eine Depression ist eine ernsthafte psychische Erkrankung. Mitunter können Depressive plötzlich nicht mehr in gewohnter Form am sozialen Leben teilhaben, ohne dass äußerlich sichtbare Auslöser für andere zu erkennen sein müssen. Sie können nicht mehr das leisten, was sie und ihre Umwelt von sich gewohnt sind und erwarten. Auch die Fähigkeit, auf andere Menschen einzugehen, Interessen und Gefühle mit ihnen zu teilen, leidet unter der Krankheit.

Bestimmte Symptome der Depression, wie Tagesmüdigkeit, Antriebslosigkeit oder die Neigung zum Pessimismus, stoßen auf Unverständnis. Häufig werden sie erst spät als Anzeichen einer Krankheit verstanden. Während es dem Betroffenen immer schwerer fällt, im Widerstand gegen die Krankheit sein Alltagsleben aufrecht zu erhalten, stößt er möglicherweise auf die Vorwürfe seiner Umgebung, die ihn für einen Nörgler und Pessimisten halten. Oder man wirft ihm vor, sich einfach gehen zu lassen. Doch eine Depression ist eine ernstzunehmende Krankheit, die im schlimmsten Fall tödlich endet.

Symptome

Depressionen gehören zu den häufigsten seelischen Erkrankungen überhaupt. In Deutschland macht jeder fünfte bis zehnte mindestens einmal im Leben eine depressive Episode durch. Als Episode wird die Krankheit medizinisch klassifiziert, da sie in Phasen verläuft. Die Depression im engeren Sinne lässt sich dadurch auch leichter von anderen Erkrankungen abgrenzen, die demselben Spektrum angehören und ebenfalls mit Niedergeschlagenheit oder Stimmungsschwankungen einhergehen können. Gemeinsam mit der Dysthymie, der Zyklothymie, der Bipolaren Störung und der Manie wird die Depression medizinisch als affektive Störung, also als Störung des Gefühls, klassifiziert. Von der Dysthymie, einer dauerhaften depressiven Grundstimmung, unterscheidet sich die depressive Episode, wie der Name sagt, durch ihren phasenhaften Verlauf. Allerdings kommt es nicht zu einem Ausschwenken der Gefühle in die Euphorie wie bei der Manie, der bipolaren Störung oder der Zyklothymie. Nur die negativen Gefühle schlagen ins Extrem, die positiven Gefühle bleiben während der Zwischenphasen im normalen Bereich.

Eine Depression geht mit einer Reihe von typischen seelischen und körperlichen Symptomen einher, die die Episode begleiten können:

Mangelndes Selbstwertgefühl

Im Zentrum einer Depression steht eine Krise des Selbstwertgefühls. Die eigenen Leistungen werden herabgemindert, es fällt depressiven Menschen schwer, die eigenen Stärken ausreichend zu schätzten. Stattdessen leidet der Betroffene unter Schuldgefühlen und macht sich Sorgen darüber, anderen Menschen zur Last zu fallen. Dies führt dazu, dass soziale Beziehungen nicht mehr gepflegt werden und der Betroffene sich isoliert.

Niedergeschlagenheit und Pessimismus

Während diese Selbstentwertung jedoch von anderen nicht unbedingt bemerkt wird, gilt die Niedergeschlagenheit als das Merkmal der Depression schlechthin. Ein Stimmungstief wird umgangssprachlich häufig auch dann als Depression bezeichnet, wenn es sich nicht um die Krankheit im engeren Sinne handelt. Das Stimmungstief vieler depressiver Patienten schwankt im Tagesverlauf. Häufig wird die Niedergeschlagenheit morgens am drückendsten empfunden und verbessert sich im Tagesverlauf (Morgentief). Über die bedrückte Stimmung hinaus leidet der Betroffene oft auch unter dem Gefühl innerer Leere und empfindet sich selbst als unfähig, Gefühle wirklich zu erleben. Selbst auf freudige Ereignisse reagiert er nicht mit einer Verbesserung seiner Gemütslage. Sein Blick auf die Zukunft und auf sein eigenes Leben ist von Hoffnungslosigkeit geprägt. Er sieht keine Lösung für seine Probleme, sondern glaubt, alles werde sich nur noch verschlimmern. Auch die Erinnerungen an Vergangenes verändern sich, wenn eine depressive Episode eintritt.

Verlust der Fähigkeit zur Freude

Die gefühlte Unfähigkeit, Freuden oder Interessen anderer Menschen zu teilen, sowie die Empfindung, der Umwelt zur Last zu fallen, führen im Verlauf einer depressiven Episode zum sozialen Rückzug. Damit nimmt der Patient sich jedoch die Chance, durch positive Begegnungen mit anderen Menschen Lebensfreude zurück zu gewinnen. Dass auch die Lust auf Sexualität vermindert ist, führt zudem nicht selten zu Problemen in der Partnerschaft.

Zwanghaftes Nachdenken und Entscheidungsunfähigkeit

Der depressive Patient bleibt allein mit seinen negativen Gedanken, die sich im Kreis drehen und ihm nachts den Schlaf rauben. Ohne zu einer befriedigenden Lösung zu kommen, grübelt der Betroffene immer wieder über dieselben Probleme. Dabei ist er unfähig, eine Entscheidung zu treffen und schiebt insbesondere wichtige Dinge immer weiter vor sich her. Je nachdem, wie stark diese Entscheidungsunfähigkeit ausgeprägt ist, resultieren daraus beträchtliche Probleme, den privaten und beruflichen Alltag zu bewältigen.

Ermüdung und Konzentrationsstörungen

Die Schwierigkeiten erstrecken sich jedoch nicht nur auf wichtige Entscheidungen, sondern selbst das Ausführen alltäglicher Verrichtungen im Beruf, Haushalt oder Körperpflege kann in Mitleidenschaft gezogen sein. Die einfachsten Dinge erscheinen kaum noch zu bewältigen, der Patient ermüdet sehr schnell und fühlt sich kaum belastbar.

Überdies macht es ihm vielleicht Sorgen, dass er sich schlechter konzentrieren kann und vieles vergisst. Sofern er dies nicht als Symptom der Depression erkennt, wird er möglicherweise annehmen, eine Demenz zu entwickeln.

Psychomotorische Gehemmtheit

Viele depressive Patienten fallen durch eine sogenannte psychomotorische Hemmung in der Kommunikation mit anderen auf: Ihre Mimik wirkt starr, Gestik und Bewegungen scheinen verlangsamt. Auch die Sprache ist langsam und leise. Insgesamt wirkt der Mensch energiearm und ohne Antrieb, wie versteinert. Als Extremform der Antriebslosigkeit bei schwer depressiven Zuständen kann ein sogenannter Stupor auftreten, bei vollem Bewusstsein zeigt der Patient dann kaum noch Reaktionen auf seine Umwelt. Trotz des gehemmten Auftretens leiden viele Patienten unter innerlicher Unruhe, die sich durch das nervöse Wiederholen bestimmter Bewegungen äußern kann. Auch das sprachliche Festhalten an den immer gleichen Themen ist ein Zeichen dieser Agitiertheit, die für das soziale Umfeld oftmals die Wahrnehmung der Person prägt.

Suizidgefährdung

Bei manchen depressiven Menschen geht die Belastung durch die Krankheit so weit, dass sie nicht mehr leben möchten. Die Betroffenen schämen sich für ihre Suizidgedanken und vermeiden es, sie anderen mitzuteilen. Es ist aber wichtig, dass Betroffene wie auch ihre Angehörigen Suizid-Gedanken als Symptome ihrer Krankheit erkennen und lernen, sich im Notfall Unterstützung zu besorgen.

Schlaf- und Essstörungen

Weniger schwerwiegende, aber häufige Probleme, die mit einer Deppression einher gehen, sind Schlaf- und Essstörungen. Viele Patienten können entweder nicht einschlafen oder wachen nachts auf. Während sie nachts lange wachliegen und grübeln, fühlen sie sich tagsüber müde und abgespannt. Auch ein sehr frühes Erwachen kann Anzeichen einer Depression sein. Essstörungen können sich sowohl als mangelnder Appetit mit der Folge eines starken Gewichtsverlustes als auch in Form des Frustessens zeigen.

Körperliche Beschwerden

Bei etwa einem Zehntel der depressiven Patienten wird die Depression nicht als seelische Niedergeschlagenheit erlebt, sondern äußert sich vorwiegend durch körperliche Beschwerden. Hierzu können Herz- und Kreislaufprobleme, Rückenschmerzen, Schwindelgefühle, chronische Schmerzen oder Verdauungsprobleme gehören. Unter Umständen lässt sich überhaupt keine körperliche Ursache für die Beschwerden feststellen. Andererseits kann es sein, dass sich ein bestehendes Leiden durch die psychische Belastung verschlechtert.

Weitere psychische Beschwerden

Bei etwa 50% aller Depressionen leiden die Betroffenen zusätzlich unter Angst- und Panikattacken. Ob diese Begleiterscheinungen der Depression sind oder ob sie zuerst vorlagen und an der Entstehung der Depression mitgewirkt haben, ist im Einzelfall zu klären.

Bei den glücklicherweise relativ seltenen sehr schweren Formen der Depression können zu den bisher genannten körperlichen und seelischen Problemen auch psychotische Symptome wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen hinzutreten. Tritt ein derart gravierender Realitätsverlust auf, ist unbedingt eine ärztliche Behandlung, die eine Medikation einschließt, notwendig. Die Entscheidung darüber kann aber unter diesen Bedingungen von den Patienten möglicherweise selbst nicht mehr getroffen werden.

Intensität und Dauer der Erkrankung

Die Medizin klassifiziert depressive Episoden anhand der Intensität der Symptome und Beeinträchtigung des Patienten in der Bewältigung seines Alltagslebens in leichte, mittlere und schwere depressive Episoden. Lebensalter, soziales Umfeld und genetische Faktoren haben ebenso wie das Bestehen weiterer Erkrankungen (v.a. Süchte, posttraumatische Belastungsstörung, Zwangsstörungen) einen Einfluss darauf, wie stark die Symptome der Depression sich entwickeln. Die depressiven Phasen können wenige Wochen bis zu über einem Jahr andauern. Eine ernsthafte Gefährdung, die allerdings zu oft unerkannt bleibt, geht von der sogenannten rezividierenden kurzen Depression aus, die den Betroffenen unerwartet trifft und nur 2 bis 4 Tage andauert (rapid cycling).

Etwa die Hälfte der Patienten macht nur eine einzige depressive Episode durch, ohne dass eine therapeutische Behandlung zwingend notwendig wird. Die anderen 50 % sind entweder nicht in der Lage, die depressive Episode ohne Therapie zu bewältigen oder die Krankheit tritt immer wieder auf.

Unterschiedliche Formen der Depression

Neben der Intensität wird auch die Ursache oder der Auslöser der Depression zur Klassifikation herangezogen. Demnach unterscheidet man zwischen:

Somatogenen Depressionen : Hier ist eine andere physische oder psychische Grunderkrankung (Krebs, Schilddrüsenunterfunktion, Herzkrankheiten etc.) verantwortlich dafür, dass der Patient eine Depression entwickelt. Auch die Einnahme von Medikamenten (z. B. einer Malariaprophylaxe) oder Drogenkonsum können eine Depression verursachen.

Endogene Depressionen: Bei der endogenen Depression wird angenommen, dass eine genetische Veranlagung besteht. Ob die Krankheit wirklich ausbricht und der Patient depressive Symptome entwickelt, hängt von seiner Biographie ab und davon, über welche Selbstwert-Ressourcen er verfügt. Ausgelöst wird die Krankheit stets durch eine besondere Konfliktsituation. Später reichen jedoch auch kleinere Anlässe aus, um erneut Krankheitssymptome entstehen zu lassen.

Neurotische Depressionen : Unverarbeitete psychische Ereignisse bzw. Konflikte in der Vergangenheit des Patienten kehren in Form einer mitunter grundlos erscheinenden Depression wieder. Umwelteinflüsse und bestimmte Persönlichkeitsmerkmale spielen überdies eine Rolle bei der Ausbildung der Symptome.

Psychoreaktive Störung : Die Depression wird durch ein aktuelles Ereignis (Unfall, Trennung, Tod einer geliebten Person, Arbeitslosigkeit etc.) ausgelöst. Auf Belastungssituationen mit Niedergeschlagenheit und Trauer zu reagieren, ist zunächst eine normale Reaktion. Zur Krankheit wird sie erst, wenn Probleme des Selbstwertes und Suizidgefahr hinzukommen oder die Trauer auch über lange Zeit hinweg nicht bewältigt werden kann.

Weitere Formen : Bekannt sind Depressionen, die aufgrund des Lichtmangels im Herbst oder Frühjahr ausgebildet werden. Auch die Wochenbettdepression nach der Geburt eines Kindes kann hierzu gezählt werden.

Ursachen der Depression

Die Ursachen einer Depression liegen häufig in der Vergangenheit. Erlebnisse und Empfindungen prägen uns. Aufbauend auf unseren Erfahrungen leben wir unser Leben aus für uns sinnvollen Gründen auf eine bestimmte Art und Weise. Solch eine Lebensgestaltung kann sehr solide sein oder auch wackelig. Im letzteren Fall kann das innere Gleichgewicht durch bestimmte Auslöser kippen und depressive Symptome auslösen.

  • Menschen mit hohen Anforderungen brechen oft zusammen. Gleiches gilt, wenn sie sich auf Dauer liebevoll aufopfern. Die Sache wächst über sie hinaus, sie sind verwundbar und das Depressionsrisiko steigt.
  • Trennung, Verlust und Konfliktsituationen können Auslöser für eine Depression sein.
  • Man ist sich nichts mehr wert. Dieses Bewusstsein verursacht ständig innere Unruhe und äußere Starre. Plagen Schuldgefühle, Selbstvorwürfe und Selbstmordabsichten, lässt dieser Ausnahmezustand keinen klaren Gedanken zu.
  • Eine Depression ist für den Organismus eine Belastungsprobe. Mit der vermehrten Hormonausschüttung laufen Nerven und Gehirn auf Hochtouren. Man ist fahrig, nervös, schreckt aus dem Schlaf, ohne Appetit und Lebenslust.

Psychotherapie bei Depression

Die richtige Behandlung einer Depression hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Die unterschiedlichen Formen der Depressionen bieten ein völlig uneinheitliches Bild. Daher gibt es zwar Richtlinien, wie allgemein therapeutisch vorzugehen ist, es muss jedoch ganz genau geschaut werden, was der Hintergrund des Leidens ist, um die richtige Behandlungsstrategie zu finden. Das psychotherapeutische Vorgehen variiert deshalb grade bei depressiven Zuständen sehr. Während es in dem einen Fall zunächst darum geht, gemeinsam die belastenden, zugrunde liegenden Gefühle auszuhalten bis die depressive Episode abklingt und ein intensiveres Arbeiten möglich ist, ist in anderen Fällen die Kreativität der Psychotherapeutin gefragt, die gemeinsam mit dem Klienten an wichtigen Grundhaltungen arbeitet. Behandelt werden Depressionen in der Regel mit tiefenpsychologischen Verfahren oder auch mit verhaltenstherapeutischen Methoden. Beide Verfahren sind fundiert, zahlreiche Studien beweisen deren Erfolg.

Medikamentöse Therapie

Manchmal ist es sinnvoll, die Behandlung mit entlastenden Psychopharmaka zu kombinieren. Ihr Einsatz hängt von der Schwere der Depression ab und der Bereitschaft des Klienten, Medikamente zu nehmen, denn Antidepressiva sind hochwirksame Medikamente mit Nebenwirkungen und bedürfen einer sorgsamen Analyse von körperlicher Konstitution und Begleiterscheinungen. In einigen Fällen erscheint eine medikamentöse Behandlung unverzichtbar. Dies ist z. B. der Fall, wenn die Depression mit psychotischen Symptomen oder Suizidgefährdung einher geht. 10% aller Menschen gelten übrigens als so genannte non-responder, das heißt sie reagieren nicht entsprechend auf die Medikamente.

Häufige Diagnosekürzel

Solche Kürzel sind u. a. in Klinikberichten oder auf Überweisungsscheinen zu finden:

  • F32.0 leichte depressive Episode
  • F32.1 mittelschwere depressive Episode
  • F32.2 schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome
  • F33. rezidivierende depressive Episode, die Zahl hinter dem Punkt gibt die gegenwärtige Symptomatik an
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