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Diagnosen

Psychotherapie bei Essstörungen

Magersucht, Bulimie, binge eating und Adipositas

Psychotherapie bei Essstörungen wird aufgrund der aktuell veröffentlichten, wissenschaftlich unterfütterten S3-Leitlinie „Essstörungen“ bei allen drei Essstörungen als Methode der Wahl empfohlen.

Alle Essstörungen erfordern eine Stabilisierung der Körperfunktionen und eine Normalisierung des Essverhaltens. Wenn Gefahr für Leib und Leben droht wie im Verlauf mancher Magersuchtserkrankung, ist eine Klinikeinweisung zwingend notwendig, manchmal sogar lebensrettend. Der abgemagerte Körper wird dort mit Nahrung aufgepäppelt und die Kranke mit psychotherapeutischem Beistand stabilisiert. Mit Gesprächen versuchen die Psychotherapeuten auslösende Ursachen zu ermitteln, Konfliktlösungen anzubieten und das unrealistische Bild von Schlankheit zu verändern. In der Regel ist bei magersüchtigen Patientinnen im Jugendalter die Familie in die therapeutischen Sitzungen miteinzubeziehen. Bei Magersüchtigen ist ein stabiler körperlicher Zustand, das heißt ein ausreichendes Gewicht, grundlegende Voraussetzung für die ambulant durchgeführte Psychotherapie.

Ambulante Psychotherapie

In der ambulanten Psychotherapie bei Esstörungen geht es sowohl bei Magersucht und Bulimie als auch beim binge eating um eine Unterstützung bei den anstehenden Verhaltensänderungen, um einen neuen Umgang mit dem suchtartigen Verhalten und um eine Auseinandersetzung mit dem Selbst. Während bei der Magersucht eine Gewichtszunahme und bei sehr stark übergewichtigen Personen eine Gewichtsabnahme das Ziel sein sollte, ist es in beiden Fällen sinnvoll, das Gewicht langsam zu verändern, das stabilisiert die Erfolge. Ein als „Mästen“ empfundenes schnelles Zunehmen bei Anorektikerinnen gilt inzwischen ebenso als kontraindiziert wie überzogene Diäten bei stark Übergewichtigen.

In meiner Praxis

Eingesetzt werden die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Elemente aus dem Bereich der kognitiven Verhaltenstherapie sowie spezielle Techniken aus der Suchtbehandlung. Dazu gehört es, die Funktionen des Essverhaltens zu ermitteln und neue Wege einzuüben, mit schwierigen Situationen umzugehen. Zusätzlich müssen natürlich die zugrunde liegenden Konflikte aufgearbeitet werden, damit eine dauerhafte psychische Stabilisierung erreicht werden kann. Bei vielen Patienten mit Magersucht geht es auch um eine Reduktion des Perfektionismus und damit zusammenhängend eine Reduktion der darunter liegenden Angst. Häufig hilfreich sind spezielle Übungen zum Körperbild. Darüber hinaus kann eine Ernährungsberatung bei einer Diätassistentin die Therapie abrunden.

Gelegentlich bekomme ich Anfragen von Normalgewichtigen, die ihr Gewicht mit Hilfe einer Diät reduzieren möchten und dazu eine therapeutische Unterstützung suchen. Hier kann ich leider keine Hilfe leisten, denn eine solche Diät führt mit größerer Wahrscheinlichkeit zu einer späteren Gewichtszunahme (JoJo-Effekt) und ist außerdem ungesund. Man kann stattdessen mutmaßen, dass ich mit einer solchen „Hilfe“ die Entstehung einer Essstörung fördern würde.

Unterschiede zur stoffgebundenen Sucht

Während bei der Psychotherapie von Klienten mit stoffgebundenen Süchten wie Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit die Abstinenz das oberste Gebot ist, ist bei den Essstörungen der Mittelweg des Essens das Ziel. Eine Psychotherapie ist häufig der einzige Weg, wieder ein einigermaßen normales Leben zu führen. Allerdings kann Psychotherapie eines leider nicht leisten: Vergessen. Das bedeutet, dass wenn man sich einige Jahre des Lebens täglich stundenlang gedanklich mit dem Essen beschäftigt hat und auch den eigenen Körper zu neuem Verhalten erzogen hat, dann bekommt man dieses Denken nicht so leicht aus dem Kopf und auch der Körper reagiert anders als bei nicht Betroffenen. Insofern kann auch eine erfolgreiche Psychotherapie den Betroffenen von Magersucht, Bulimie oder binge eating nicht ersparen, weit über die Therapiezeit hinaus an sich und dem eigenen Essverhalten zu arbeiten.

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